East Side Gallery – Kulturgut oder Luxuswohnungen?

Am 27.03.2013, um 5:30 Uhr wurde, ohne Vorwarnung, der Teilabriss der East Side Gallery fortgeführt. Es dauerte einige Zeit, bis sich die Nachricht über Funk und soziale Netzwerke verbreitete. Zwei Stunden später hieß es, dass ein neues, ca. 5 Meter breites Loch in der East Side Gallery klaffte.

Foto von Nani Schwarz

Foto von Nani Schwarz

Die Polizei stand mit 250 Mann bereit, da sie Gegendemonstranten befürchtete. Unsere Piratin Jana Voigt dazu: „Als ich eintraf, wurde das Polizeiaufgebot bereits verringert und die Absperrungen abgebaut, laut Polizei ‚um deeskalierend zu wirken‘. An der East Side Gallery war zu dem Zeitpunkt überwiegend Presse und Polizei vertreten.“

Nachdem die Absperrungen abgebaut waren, wurde das 5 Meter breite Loch mit einem Zaun abgesperrt. Es kamen nach und nach mehr Menschen, die ihrem Schock über die unerwartete Weiterführung des Teilabrisses verbal Ausdruck verliehen. Der Pressesprecher der Polizei äußerte sich dahingehend, dass sie bereits seit einer Woche darauf vorbereitet waren, dass es zu einer Fortsetzung der Baumaßnahmen kommen kann.

Dazu Frau Voigt: „Dies widerspricht dem Bild, dass den Bürgern in letzter Zeit durch Medien und Verhandlungen vermittelt wurde. Dort wurde suggeriert, dass der Teilabriss ruhen würde, bis die Gespräche zwischen Investor, Bezirk und Senat beendet seien. Zudem wurde über einen Grundstückstausch in der Nähe des Yaam-Clubs verhandelt, um sie dem Investor Hinkel zur Verfügung zu stellen, damit er von einer Bebauung des ehemaligen Todesstreifens absieht.“

Das ging dem Investor anscheinend nicht schnell genug. Nun klafft ein neues 5 Meter großes Loch in der denkmalgeschützten Mauer. Investor Hinkel nannte als Grund für dieses Vorgehen, dass ihm kein neues Baugrundstück angeboten wurde, welches für die gleiche Bebauung geeignet sei. Zudem benötige er einen Zufahrtsweg für die Baufahrzeuge, um die Baumaßnahmen fortzusetzen. Die fünf herausgenommenen Mauerteile sollen nach seinen Aussagen nach Abschluss der Baumaßnahmen wieder zurückversetzt werden. Zudem bliebe es bei dem fünf Meter großen Loch für die Baufahrzeuge.
Die Frage ist, ob das Loch nicht doch auf die veranschlagten 23 Meter erweitert wird, denn warum wurden von 18 weiteren Mauerteilen sonst die Kronen abgebaut?

Der Künstler Kani Alavi, erster Vorsitzende der Künstlerinitiative East Side Gallery e.V., teilte mit, dass der Initiative bereits eine Bewilligung vom Senat vorliege, um die Parkplätze an der East Side Gallery abzubauen und den Gehweg zu erweitern, damit die großen Gemälde vollständig betrachtet werden könnten. Alavi sagte, dass hier sichtbar würde, dass Bezirk und Senat sich nicht verständigten und viele Widersprüche aufkämen.
Auf der einen Seite würde die East Side Gallery saniert und die Mauer, sowie Bilder unter Denkmalschutz gestellt. Zudem würde ein Umbau des Gehwegs genehmigt, damit Bürger und Touristen die Kunstwerke besser betrachten können.
Auf der anderen Seite wird jedoch eine Bebauung des ehemaligen Todesstreifen und ein neuer Durchbruch von 23 Metern bewilligt.

Alavi erhielt 2010 für sein Engagement zum Erhalt der East Side Gallery das Bundesverdienstkreuz. Heute kündigte er an, dieses in den nächsten Tagen zurückzugeben, da er sich betrogen und belogen fühle. Zudem forderte er, dass die versetzten Mauerteile umgehend wieder eingesetzt werden.

Die Piratenpartei fordert in ihrem Grundsatzprogramm den freien Zugang zu Wissen und die Förderung von Kultur. Als Mahnmal für die Teilung Deutschlands und gleichzeitig wichtiges Kulturgut, besitzt die East Side Gallery einen großen gesellschaftlichen Wert. Daher muss die East Side Gallery vollständig geschützt und bewahrt werden und darf nicht kurz- oder mittelfristigen finanziellen Interessen zum Opfer fallen.

Hier noch zwei interessante Links zum Thema #EastSideGallery
Youtube: Künstler Kani Alavi und Rolf Schümar, Pirat Friedrichshain-Kreuzberg
Artikel auf rbb-online

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