Einseitige Bevorzugung Berlins – Land und Landkreise müssen sich für Erhalt des BC-Tickets einsetzen
Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) hat die Abschaffung des BC-Tickets für das Brandenburger Umland und die Randbezirke Berlins zum Jahreswechsel beschlossen. Für Fahrgäste aus und in die an Berlin angrenzenden Landkreise steht damit für Einzelfahrten in die Hauptstadt künftig nur noch das ABC-Ticket (Neuer Preis: 5,00 EUR statt bisher 4,70 EUR, Preis BC-Ticket bisher: 4,30 EUR) zur Verfügung. Dies entspricht einem Preisanstieg um satte 16,3%. Da auch das Fahrradticket BC künftig entfällt, steigt für Fahrgäste mit Rad der Preis sogar von 7,10 EUR auf 8,30 EUR (+ 16,9%).
Dieser erhebliche Preisanstieg ist zum Nachteil für Berufspendler und Tagesausflügler aus und in den „Speckgürtel“. Die Preiserhöhung des VBB fällt zudem in eine Zeit, in der Fahrgäste über eine nachlassende Qualität und Zuverlässigkeit des Bahnbetriebs, Dauerbaustellen und häufigen Schienenersatzverkehr klagen. Auch konterkariert die Tarifanpassung die Bemühungen einer Verkehrswende hin zu einem umweltfreundlicheren Mobilitätsverbund. Wer möchte, dass Menschen vom Auto auf die Schiene umsteigen, muss für ein qualitativ und preislich attraktives Angebot sorgen.
Der VBB begründet die Tarifanpassung mit „stark gestiegenen Kosten“, einem „übersichtlicheren Ticketangebot“ und einer gesunkenen Nachfrage seit Einführung des Deutschlandtickets. Diese Begründung ist wenig glaubwürdig. Zum einen ist nicht erkennbar, warum sich der allgemeine Preisanstieg – den der VBB zur Begründung anführt – so unterschiedlich auf das Tarifgebiet auswirkt. So steigt für Fahrgäste innerhalb Berlins mit dem Jahreswechsel lediglich von 3,80 EUR auf 4,00 EUR (+ 5,3%). Die Tarifumgestaltung bevorzugt also einseitig Fahrgäste im Land Berlin. Ebenso wenig ist nachvollziehbar, welche spezifischen Kosten der VBB durch die Abschaffung des BC-Tickets einzusparen gedenkt. Es entsteht vielmehr der Eindruck, die Tarifumgestaltung diene vorrangig einer massiven verstreckten Preiserhöhung. So ist auch das vom VBB vorgebrachte Argument einer übersichtlicheren Tarifstruktur durch die Einstellung wenig nachgefragter Tickets nicht überzeugend. Schließlich bietet der VBB weiterhin Produkte wie die „VBB-Umweltkarte“ anbietet, welche je nach Reichweite doppelt bis fast fünfmal so viel kostet wie das Deutschlandticket (z.B. „VBB Umweltkarte Gesamtnetz“ zum Monatspreis von künftig 273,70 EUR gegenüber dem Deutschlandticket für 58,00 EUR/Monat).
Wir Piraten fordern daher von Land und Landkreisen als Gesellschafter, dass diese den VBB anweisen, das BC-Ticket beizubehalten.

